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Munich, 19. Juli 2002, No.30/2002 Neue Quellen, neue Erkenntnisse Auschwitz: Die Wahrheit OB einem Mörder neunzig, elf, sieben, oder fünf Menschen zum Opfer gefallen sind: Es ist für die moralische (und auch strafrechtliche) Verurteilung der Tat egal. Sie ist und bleibt fluchwürdig. Und es kommt bei nachgewiesener Schuld in jedem Falle lebenslängliche Haft heraus. Der Unterschied: Bei neunzig Toten liegt die Annahme viel näher, dass es einen größeren Kreis von Mitwissern, vielleicht sogar Mittätern, gegeben hat als bei fünfen. Außerdem: Würde sich durch akribische Untersuchung herausstellen, dass 85 Menschen weniger dem Verbrechen zum Opfer gefallen sind, als zunächst behauptet oder vermutet, müsste dies, bei aller unverändert fortbestehender Abscheu vor Tat und Täter, jeden anständigen Menschen erfreuen. Wer, wenn nicht seelisch deformiert, sehnte sich nach möglichst hoher Opferzahl? Der Unterschied: Bei vielen Millionen Opfern liegt die Annahme, dass es einen gewaltigen Kreis von Mitwissern und Mittätern gegeben hat, sehr viel näher als bei 0,5 Millionen. Es ist also belangreich für die Frage, ob und inwieweit „die Deutschen” in der Art etwa eines Goldhagen mitschuldig zu sprechen seien.
Von 9 Millionen Auschwitz-Toten hat der Franzose Alain Resnais in seinem bekannten Film „Nuit et Brouillard” berichtet. 4 Millionen Opfer wollte eine sowjetische Kommission nach der Einnahme des Lagerkomplexes herausgefunden haben; diese Zahl fand Eingang in die Nürnberger Anklage der Sieger 1945/46, in eine kaum übersehbare Fülle zeitgeschichtlicher Werke sowie sonstiger Medien, und sie stand auch bis Anfang der 90er-Jahre eingemeißelt in vielen Sprachen auf den Gedenktafeln der Auf 1,1 Millionen taxierte der Historiker und Leiter der staatlich-polnischen Gedenkstätte Auschwitz, Franciszek Piper, „Die Zahl der Opfer in Auschwitz” in seinem Werk eben dieses Titels von 1993. Um die 700 000 (‚,631 000 bis 711000″) Tote hat 1994 der als Kapazität der etablierten Holocaust-Forschung geltende Franzose Jean-Claude Pressac in seiner Veröffentlichung „Die Krematorien von Auschwitz” als nachgewiesen genannt (seine Publikation entstand unter Förderung der jüdischen ,,Klarsfeld-Foundation”). Kürzlich nun ist der Leitende Redakteur des Nachrichtenmagazins Veröffentlicht hat Meyer seine Studie „Die Zahl der Opfer von Auschwitz. Neue Erkenntnisse durch neue Archivfunde” in der Ausgabe 5/2002 (52. Jahrgang), Seiten 631-641, des renommierten Periodikums „Osteuropa. Zeitschrift für Gegenwartsfragen des Ostens” der Gesellschaft für Osteuropakunde. Als Präsident der Gesellschaft fungiert Frau Professor Dr. Rita Süssmuth, Ex-Bundesministerin und Bundestagspräsidentin außer Diensten.
„In Verbindung mit bereits vorliegen-dem, aber kaum beachtetem Material” würden, so Meyer, die nun beigebrachten Quellen „gestatten, recht genau die Gesamtzahl der Opfer von Auschwitz zu berechnen”. Dass sie eben bei um die 500 000 gelegen haben müsse. ![]() Meyer bemängelt, dass „die Geschichtsforschung aus einsehbaren, aber unzulässigen Gründen das Thema Auschwitz als Forschungsobjekt nicht akzeptiert” habe und dass gewisse „Fundsachen” von „Revisionisten”, die ‚,sehr emsig Details gesammelt” hätten, von Historikern als Denkanstoß, gar Herausforderung ignoriert” worden seien. Als Beispiel nennt er den Juristen Ernst Stäglich, den er als „wohl kaum verhüllten Antisemiten” bezeichnet, der aber „immerhin als erster berechtigte Zweifel an manchen Passagen der in der Haft verfassten Niederschriften von Höß geweckt” habe.
Wenn es denn überhaupt eine „gründliche Auseinandersetzung” mit Holocaust-“Revisionisten” gegeben habe wie etwa durch John C. Zimmermann (,‚Holocaust Denial”, erschienen 2000) oder durch Richard J. Evans („Der Geschichtsfälscher”, Frankfurt am Main 2001), so seien sie, findet Meyer, „noch immer nicht ganz befriedigend”. Die ,‚Wahrheitsfindung”, schreibt der „Spiegel”-Redakteur in der Zeitschrift der Süssmuth-Gesellschaft mit Seitenhieb auf die von ihm beklagte „Ignorierung”, dürfe auch nicht davor zurückweichen, „sich gelegentlich unwürdiger Werkzeuge zu bedienen”. Als Kommandant von Auschwitz hatte Rudolf Höß (unser Bild zeigt ihn Im Gewahrsam der Sieger) von 1940 bis 1943 eines der scheußlichsten KZ aller Zelten geführt. In Polen zum Tode verurteilt [Wochenschauaufnahme: s. unten] wurde er 1947 hingerichtet. Seine Geständnisse stehen als Schlüsseldokumente in Schul- und Geschichtsbüchern, werden fortwährend von Presse, Funk und Fernsehen zitiert, spielen in Verlautbarungen allerart eine prominente Rolle – vom Bundeskanzleramt bis zur Kirchenkanzel. ,‚Spiegel”-Redakteur Fritjof Meyer beschreibt, wie Höß (von Vernehmungsspezialisten in britischer Uniform) befragt worden ist:
Auch noch unter Einsatz der Peitsche sozusagen zur Wahrheit und nichts als derselben ermahnt, habe Höß schließlich „um 2.30 Uhr nachts mit angestrengter Unterschrift” seinen Namen unter ein Geständnis gesetzt, demzufolge in Auschwitz 3 Millionen Menschen ums Leben gekommen waren, darunter 2,5 Millionen Vergaste. In weiteren Verhören habe Höß gelegentlich 2,5 Millionen insgesamt in Auschwitz Getötete, dann 1,1 Millionen gestanden. Von Auslieferung an Polen bedroht und der Hinrichtung dort, sei er Im Zeugenstand des Nürnberger Tribunals zur 3 Millionen-Zahl zurückgekehrt. Zur weiteren Vernichtung vorgesehen gewesen waren laut Höß-Geständnis beispielsweise „ca. 4 Millionen Juden aus Rumänien” sowie „schätzungsweise 2 1/2 Millionen aus „Bulgarien” Tatsächlich aber habe es, so „Spiegel”-Meyer, in Rumänien weniger als ein Zehntel der behaupteten Juden gegeben, und im Falle Bulgarien habe Höß die Zahl der Juden sogar ums Fünfzigfache übertrieben. Der einstige KZ-Kommandant von Auschwitz habe vergebens gehofft, dass seine „von aufgezwungenen und freiwilligen Irrtümern gespickten” Aussagen „bald auffallen und er Gelegenheit bekommen würde, die Dinge richtigzustellen, schreibt der französische Holocaust-Forscher Pressac.. Related items on this website:
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